Montag, 16. Juli 2012

Diskofox und Bier statt Walzer und Champagner

Nachbetrachtung zum sächsischen Polizeiball 2012

Einführend sei hier die gekürzte Pressemitteilung der DPoliG (der Polizeigenossenschaft):

"...Aus gegebenem Anlass beabsichtigen wir in diesem Jahr 2 Preise zu vergeben.
Für seine hervorragenden schauspielerischen Leistungen wird Dominic Boeer zum "Ehrenkommissar des Freistaates Sachsen" ernannt. ...
Viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Vertreter der Polizeiführung der Sächsischen Polizei, sowie Gewerkschaftsvertreter des Bundes und der Länder werden unsere Gäste sein. Der Ball wird geschmückt durch vielerlei Höhepunkte. ..."

Warum veranstaltet man einen Polizeiball? 

Offiziell: Der Polizeiball soll eine Gelegenheit sein, um Bürger und Polizei einander zwanglos näher zu bringen. 

Und jetzt unsere These:

Man braucht einen Anlass, um sich selbst zu feiern. 

Deswegen findet der gemeine Bürger so gut wie keine Informationen darüber im Internet. Probiert es aus! Offiziell sind vor allem Bürger eingeladen. 

Wie gesagt, offiziell. 

Tatsächlich waren noch nicht einmal die Sponsoren aus der Wirtschaft erwünscht, welche mit ihren Anzeigen in der Festschrift die Veranstaltung erst ermöglicht hatten. Die "hochgradigen" Vertreter aus Wirtschaft und Politik ließen sich erst gar nicht blicken.

Streng genommen ist schon die Bezeichnung "Ball" recht irreführend. Erstbesucher dieses Events erkannte man daran, dass diese auch Ball-konform anzogen waren; sprich also mit Ballkleid und Smoking. Doch statt eines Balls wurde dem Besucher eine Diskofox-Fatsche mit einer drittklassigen Partyband präsentiert. Dementsprechend enttäuscht verließen viele Besucher frühzeitig die Veranstaltung. Marketingleute wissen: Erwartungen, die man schürt, sollten auch erfüllt werden. Der Polizeiball ließ keine Gelegenheit aus, die wenigen anwesenden Bürger so zu verprellen.

Die oben erwähnten zwei Preisen waren in Wirklichkeit eine nicht enden wollende Lobeshymne, gerichtet an verschiedenste Funktionäre der Polizeigenossenschaft. Die Kollegen der Polizei prosteten sich zu und schwelgten auf der Bühne in gemeinschaftlichen Erinnerungen. Der Bürger war hier außen vor, wie der Schüler, der neu in eine zehnte Klasse kommt. 

Unverständlich ist, warum ausgerechnet ein Fernseh-Kommissar, also ein Schauspieler, zum "Ehrenkommissar des Freistaates Sachsens" ernannt wurde. Hat die Polizei keine guten Kommissare, die den Kollegen als leuchtendes Vorbild präsentiert werden könnten? Dem Geehrten selbst schien dieser fragwürdige Umstand ein wenig peinlich, überspielte es jedoch gekonnt mit einer witzigen Rede; der gelungensten Rede an diesem Abend.

Liebe DPolG: Das war eine Zumutung.



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